DER DEUTSCHE LEGAL-TECH-MARKT AUF EINEN BLICK

Der Legal-Tech-Markt in Deutschland zeigt sich als dynamisch wachsend und vielfältig. Mit rund 300 aktiven Unternehmen, bis zu 10.000 Beschäftigten und einer geschätzten Bilanzsumme von 800 Millionen Euro verdeutlicht der Legal Tech Monitor 2025, dass digitale Rechtsdienstleistungen längst keine Nische mehr sind. Die Digitalisierung prägt Kanzleien, Unternehmen und die Justiz gleichermaßen – und Künstliche Intelligenz (KI) steht dabei im Mittelpunkt.

 

DIE WICHTIGSTEN ERKENNTNISSE

Wachstum und Herausforderungen in einem heterogenen Markt

Der Monitor zeigt, dass eine große Mehrheit von über zwei Dritteln (ca. 67%) der Anbieter den B2B-Markt bedient und der Rest entweder Verbraucher:innen (20-30% je nach Metrik) oder die öffentliche Hand im Blick hat (3-13% je nach Metrik). Marktsegmente wie Steuer- und Finanzsoftware, Kanzleisoftware oder Tools zur Digitalisierung der Justiz und Recherche- bzw. Schreibwerkzeuge helfen bei der Strukturierung dieses hochgradig heterogenen Marktes. Gleichzeitig steht die Branche vor Herausforderungen wie langen Verkaufszyklen, aufwendigen Implementierungen, regulatorischen Hürden und viel Bürokratie insbesondere bei öffentlichen Ausschreibungen.

Künstliche Intelligenz als Treiber

KI gilt als der zentrale Innovationsfaktor. Mehr als 80 % der Anbieter integrieren KI in ihre Geschäftsmodelle, mit einem Schwerpunkt auf Dokumentenanalyse und -generierung. Technologien wie Retrieval-Augmented Generation (RAG) und große Sprachmodelle dominieren, wobei OpenAI, Harvey und andere internationale Anbieter hier führend sind. Deutsche KI-Lösungen spielen hingegen eher eine untergeordnete Rolle. Dennoch führen erfolgreiche KI-Projekte bereits zu messbaren Effizienzsteigerungen und Kostensenkungen.

Kapitalbedarf und Finanzierungslücken

Die Studie identifiziert eine steigende Nachfrage nach externem Kapital: Ein Drittel der Anbieter benötigt in den nächsten 12 Monaten mehr als 500.000 Euro, insbesondere für Investitionen in KI. Gleichzeitig zeigen sich Finanzierungslücken – vor allem bei jungen Unternehmen, die oft auf Bootstrapping angewiesen sind. Erfolgreiche Finanzierungsrunden, wie die 2023 abgeschlossenen Series-B von rightmart (27,5 Millionen Euro) und Bryter (66 Millionen Euro) in Deutschland oder die Seed-Runde von Fynk (3,1 Millionen Euro) in Österreich, unterstreichen jedoch das Potenzial des Marktes.

Regulierung: Hemmnisse und Chancen

Der regulatorische Rahmen wird von vielen als innovationshemmend wahrgenommen. Kritisiert werden sowohl deutsche (RDG, RVG) als auch europäische (AI Act, DS-GVO) Vorgaben und bürokratische Vergabeverfahren. Dennoch arrangieren sich erfolgreiche Anbieter zunehmend mit den Rahmenbedingungen. Reformen – etwa eine Vereinfachung der Vergabeverfahren – könnten jedoch die Innovationskraft der Branche deutlich stärken.

Fachkräftemangel und Nachwuchsgewinnung

Der „War for Talents“ bleibt eine zentrale Herausforderung. Besonders stark betroffen sind die Justiz und kleinere Rechtsabteilungen, während Legal-Tech-Anbieter durch moderne Arbeitsmodelle wie New Work erfolgreicher rekrutieren. Der Monitor betont die Bedeutung einer interdisziplinären Ausbildung, um zukünftige Fachkräfte für die Digitalisierung des Rechtsmarkts zu qualifizieren.

Mit der fortschreitenden Digitalisierung und der zunehmenden Integration von KI steht die Legal-Tech-Branche in Deutschland vor einer zukunftsweisenden Entwicklung. Der Legal Tech Monitor unterstreicht: Es bedarf klarer regulatorischer Rahmenbedingungen, moderner IT-Infrastrukturen und verbesserter Finanzierungsmöglichkeiten, um das Wachstum nachhaltig zu fördern.

 

Über den Legal Tech Monitor 2025

Der Legal Tech Monitor ist eine umfassende Studie, die nach dem Vorbild des Deutschen Startup Monitors das Ziel verfolgt, den deutschen Legal-Tech-Markt systematisch zu vermessen und fundierte Daten und Fakten für die Stakeholder des Rechtsmarktes bereitzustellen. Der erstmals erstellte Legal Tech Monitor liefert fundierte Daten zum deutschen Legal Tech-Markt, basierend auf einer umfassenden Recherche, einer Umfrage unter 300 Teilnehmenden und 40 Experteninterviews. Die Erhebung wird künftig regelmäßig durchgeführt werden.

 

PROJEKTPARTNER

Die Initiative für den Legal Tech Marktmonitor kommt vom Legal Tech Verband Deutschland. Als Vertreter von mehr als 180 Unternehmen steht der Verband für Innovation und Modernisierung des deutschen Rechtsmarkts. Unterstützt wird die erste Ausgabe des Monitors von drei renommierten Partnern: Verlag C.H.Beck, Legal Tech Colab und Bucerius Center on the Legal Profession. Ebenfalls unterstützen Dr. Marco Buschmann, Bundesminister der Justiz a.D., sowie der bayerische Staatsminister der Justiz, Georg Eisenreich, die Studie mit Geleitworten.

Lesen Sie den gesamten Report hier.